Der 1991 gegründete Nationalpark des Cilento und des Vallo di Diano erstreckt sich auf ein sehr weites Gebiet Süd-Kampaniens: im Norden bis hin zur Ebene von Paestum, im Osten bis hin zum Vallo di Diano, im Westen und im Süden bis hin zum Tyrrhenischen Meer ( genauer gesagt, wird der Nationalpark im Süden durch den Golf von Policastro begrenzt).
Das Gebiet des Nationlparks ist nicht nur sehr ausgedehnt, sondern auch sehr vielfältig, denn es umfasst sowohl Gebirgsgegenden (deren Gipfel unterschiedliche Höhen erreichen, die zwischen den 1130 m des Monte Stella und den 1898 m des Monte Gervati schwanken) als auch hügelige Gebiete und Meeresgebiete von ausserodentlicher Schönheit und Vielfältigkeit, unter denen Capo Palinuro hervorsticht. Die Natur ist noch unberührt, vor allem in den abgelegenen Gebieten, die nur von vereinzelten Strassen durchquert werden. Häufig findet man beeindruckende Überreste alter Städte und Zivilisationen, ganz so, als sei die Zeit auf wundersame Weise stehengeblieben.

Die Pflanzen- und Tierwelt des Nationalparks ist einzigartig. Auf dem Weg von den Gebirgsgegenden hinunter in Richtung Meer wird man von dem betörenden Duft der Mittelmeer-Macchia, der Wolfsmilch, der Myrte des Rosmarins und anderer Pflanzen regelrecht überwältigt. Im Frühling taucht die gelbe und duftende Ginster die Hügel in goldenes Licht, und im taufeuchten Gras blühen die Orchideen. Symbol des Nationalparkes ist aber die Primel von Palinuro, die, wie das gleichnamige Kap, ihren Namen Aeneas' vom Pech verfolgten Stuermann verdankt, der der Legende nach, während eines verhängnisvollen Schlafes, von diesen klaren aber wilden Wassern verschluckt wurde. Die Primel wächst aus den Felsspalten des Vorgebirges und auf der Küste der Umgebung, in einem Umkreis von höchstens 50 km. Botaniker halten sie für eine biologische Seltenheit, nahezu ein lebendes Fossil. Sie gilt ausserdem als Stammvater aller wild wachsender Primeln Europas, und sie ist die einzige ihrer Art, die an der Meeresküste wächst. Sie blüht sehr früh, am Ende des Winters, sobald die Luft des frühzeitigen Frühlings des Cilento den Triumph des herannahenden Sommers vorausahnen lässt.